DOKUNST
DOKUNST 

Gedichte

 

Mäuschen

Nahe einer Mühle
gab´s immer viel Gewühle,
dort in einem Häuschen
wohnten nämlich Mäuschen.

In der hölzernen Tür,
wo sonst kein Lichtchen hinfiel,
lugte ein wurmgefressenes Loch,
wodurch Mamamaus täglich kroch.

Durch ausgedörrten Sommerstaub
und erdig duftendes Herbstlaub,
rundherum um eine Buche
ging sie auf die Suche.

Weizenkörner gab es reichlich,
für Mäuschen in der Fülle unvergleichlich.
Wohin sie auch blickte mit ihren Mäuseaugen
war´s wie im Himmel voller Trauben.

Sie nagte und sammelte
hier ein Körnchen, da ein Friemchen,
dass Papamaus nur stammelte:
„Wo hast du so viel her, mein Liebchen?“

Die Mühle war ihr Geheimnis.
So konnte sie an müden Tagen sagen:
„Papa, willst du es heute wagen?“

 

Cover me

… weggerissen werden
von dem Stabilen
wie Herbstblätter,
die sich am bemoosten Stein brechen,
wenn der Zug sie mit sich
durch den Tunnel zieht...

leicht werden
Heraufschwingen ins Bodenlose
Auseinanderbrennen weit unten
Leicht
Leicht legte sie ihre Arme
die nun so jungen zerbrechlichen Arme
um den warmen starken Körper
dieses-Fremden
Eingehüllt in diese zweite Haut
an der man leicht ausgleit

Er pflückte eine Rose
ohne sie zu brechen
Die Tropfen waren noch nicht zerrissen
Dünnes Blut


Morgendämmerung

Wir fahren
durch die Welt
Fliegend
rauschend
Und die Erde trägt uns
Sonnenaufgang
dünne Lüfte
Hoffnung, Schönheit, Zartheit, Reinheit
Und Hoffnung
Ein unsichtbares Zittern
Lebensfreude
leise, still
und zu kostbar
um sich an ihr zu berauschen
Flaches Land
noch in der Dämmerung geborgene Häuser
Weiche Wälder


Rührung

Dunkle Wolkenberge
Ferne Welten
werden in Flammen gesetzt
Leidenschaft wird geboren
Sonnenaufgang
Ich weine

 

Durst

Nebelhafte Schattenflügel
lichtes Flimmern
in Kristall aus Salz
Offene junge Blüte
dürstend nach Morgentau
Die Erde bebt durch Nüstern
wie zur Balz
nach einer Frau

 

Hoffnung

In schwangeren Wolken bedeckt
schauen wir nach Lichtern im Schoß

Tönerne Lilien im Regensilber

Die Nacht trägt einen Ring
aus Taumilch

Nur in mir?

Auf erzenem Boden
biegen sich keine Glasbalken


Am Tage

blühen die Blumen.
In der Nacht
kühlen sie unsere Schwärmerei.

Es dringt Luft
in alle Winkel
des Erdenklichen.
Vorbei die Erstickung!
Vorbei der Albtraum!

Die Sonne reizt zum Singen.
Es plätschern die Empfindungen
hinein in den klaren See der Güte.
Und du bist dort,
mein Lieber!
Vorbei das Fieber der Entrückung!
Hier ist deine Haut,
dein Blick;
hier sind deine Worte,
und neue Räume
erschließen sie mir.

Sie geben Halt
in den Flüssen von Ungewissem.
Wir bauen uns daraus
ein Baumhaus,
und gießen Scharfsinn
in die Körbe,
die wir tragen;
aus lauter gedankenschweren Eindrücken;
und lassen sie hinunter auf den Boden,
auf dem Hummeln summen.

Sie tragen Tropfen für Tropfen
in die Ferne.
Und wir hier sehen die Sterne.


Seelenvogel

Ach du Seelenvogel!
Du Lieblicher!
Spende dein Licht;
es bleibt nicht mehr die Gischt
um unsere Fesseln!
Und mehr:
die Hände in den Nesseln.
Ich wehr
untreue Worte ab von mir,
höre nichts weiter als Gier.
Aus ihnen entspringt
die rohe Magd,
die mir bringt Tag für Tag
Samenkörner, obgleich ich Kirschen mag.

Licht! Ergieße dich über Sprösslinge!
Es wollen nicht wachsen die Blüten,
die uns behüten
wie ein Dach unter Stürmen,
wie eine Stadt aus Türmen,
welche ragen
aus tosenden Wellen,
dass wir nicht verzagen,
mit friedlichen Schellen.

Gesang soll uns entströmen
und treiben in leichtere Höhen;
So hoch, dass du dich gern drauf niederlässt.
Höre: Das ist Gesetz:
Liebe soll uns umfangen
auf all unseren Wegen,
dass wir nicht mehr bangen
und uns legen
in deine Schwingen,
die uns bringen
ins Nest:
Das traute Heim,
so dass wir sind
selig dein
im Jetzt.

 

 


Hinter der Tür

war eine Tür, war eine Tür...

Das Tor zu neuen Welten,
die Pforte zu alten Abgründen,
die Öffnung zur Heilung...

Und wäre das eine nicht gesehen,
wäre das andere nicht geschehen;
das eine nicht erfahren,
das andere nicht getan;
vom einen nicht besessen,
das andere nicht vergessen...

Hinter der Tür,
wo sonst kein Lichtchen hinfiel,
wartete ein kleiner Maulwurf.

Der sagte blind zu mir:
„Mein liebes Kind, bleib hier!
Ich hab auf dich gewartet:
Dein neues Leben startet:“
„Danke“ sagte ich ihm offen zu
und zog die Tür hinter mir zu.


Beerdigung

Frei von Erdenschwere
Unschuldige Lilien des Grabes
Wie Schatten, wie Träume
Spielgefährten der Winde


Im Zirkus

Löcher
in der Strumpfhose des Mädchens
Kunstrosen
Geschminkte Gesichter
Schweiß
auf der Brust des Feuerschluckers
Feuergleiten über die Haut
Parfumgeruch
Anfeuernde Musik zum Seiltanz
Sägespäne
Zuckerwatte
Anmutiges Improvisieren
beim Gefangensein in der Schlinge
Nervosität im Gesicht
Benzin im Mund
Wasser im Mund
Feuerball
Kokettieren
Mädchennabel
Heimatlosigkeit

 

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